Postmoderne Pandemie-Pädagogik
Den grünen Punkt kennen wir eigentlich aus der Mülltrennung. Er steht weltweit für ein duales System, für die Schließung von Kreisläufen und für Nachhaltigkeit.
Die kleinen grünen Punkte auf dem Schulhof der Gesamtschule Weierheide – 100 an der Zahl – standen am Freitagmorgen in vielerlei Hinsicht für ähnliche Ziele, zum Teil aber auch für’s exakte Gegenteil.
Die Sommerferien enden zwar erst am 11. August, aber das Kollegium der Sterkrader Bildungsanstalt ist bereits vollzählig angetreten. Es gibt viel zu tun (Fortbildungsprogramme, Dienstbesprechungen, Sicherheitsbelehrungen, Kollegiumskonferenzen, Fachkonferenzen und eine Konferenz der Fachkonferenzvorsitzenden) und die anhaltende Pandemie macht es nicht leichter.
So sieht die verwunderte Nachbarschaft frühmorgens 97 maskierte Kolleginnen und Kollegen mit einem Sitzmöbel in Vorhalte über den lange verwaisten Schulhof wuseln. Den Blick fest auf den Boden gerichtet, späht ein jeder nach dem nächsten freien, grünen Klecks – möglichst im Schatten. Durchgängig einmeterfuffzig Abstand in alle Richtungen hat der emsige Hausmeister in aller Frühe in seine Polka Dots eingearbeitet.
Hier wird allerdings kein Müll getrennt, sondern wissenschaftliche Erkenntnislage umgesetzt. Ebenso sollen die grünen Punkte im beschriebenen Fall keine Kreisläufe schließen, sondern Infektionsketten sprengen.
Was jedoch das duale System und die Nachhaltigkeit anbelangt, so ist der grüne Klecks dem grünen Punkt sehr ähnlich: das duale System der Vorbereitungsveranstaltungen unserer Gesamtschule steht auf der einen Seite für gewissenhafte Planung und auf der anderen für Achtsamkeit und Verantwortungsgefühl. Bei so viel Engagement und Akribie stellt sich Nachhaltigkeit ganz von alleine ein.
Wenn die grünen Punkte auf dem Schulhof jedoch nach dem 12. Regenguss langsam verblassen, wird die Weierheide-Familie über so viel Aufwand hoffentlich nur noch schmunzeln…
G. Raskop
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