Erasmus-Plus-Austausch in Frankreich –
„Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht“. So sprach der Herr im ersten Buch Mose, als die Menschen den Turmbau zu Babel vollenden wollten.
Eine Sprachverwirrung ganz anderer Art konnte in Belfort (Frankreich) die Weierheide-Delegation des Erasmus-Projekts „Virtual Travel Agency“ am eigenen Leib erfahren, als am ersten Tag der Schülerbegegnung 60 Schüler und 12 Lehrer aus (fast) aller Herren Länder (Frankreich, Spanien, Italien, Niederlande, Finnland und Deutschland) zum ersten Mal aufeinandertrafen und eine Sinfonie aus 6 europäischen Sprachen in »salle quarante quatre« (dem berühmten „Room 44“) des Lycée Condorcet erklang.
Anders als in der Bibel sollte aber durch die Sprachenvielfalt und Sprachvermischung – Denglisch, Spanösisch, Italeutsch und Niederfinnisch – nicht der babylonische Turm eingerissen, sondern das europäische Haus gepflegt werden. Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es ja schließlich auch nicht, aus lauter Übermut den himmlischen Heerscharen auf den Pelz zu rücken, sondern die jungen Menschen von Lappland bis zum Mittelmeer zusammenzubringen, um Gemeinsamkeiten zu entdecken und Vorurteile abzubauen. Dies soll erreicht werden, indem sie gemeinsam als „travel agents“ des virtuellen Reisebüros „Babel Tours“ ihre Heimatstädte touristisch erschließen und Reisen für Jugendliche und junge Erwachsene zu erschwinglichen Preisen anbieten.
Also krempelte man die Ärmel auf und ging an die Arbeit. Es wurde informiert, inspiziert, kommuniziert und präsentiert: ob hoch auf der mächtigen Zitadelle, zu Füßen des Belforter Löwen oder in den Untiefen der Käsefabrik Lehmann; ob im Plenarsaal des Europäischen Parlaments im nicht weit entfernten Straßburg oder geblendet von Chrom und Lack im Museum der französischen Vorzeigemarke Peugeot. Und natürlich immer wieder in „Room 44“.
Lohn der intensiven Arbeit war der Empfang im historischen Rathaus durch die Belforter Bürgermeisterin, bei dem letztmalig die Sprachenvielfalt deutlich wurde. Die Dame sprach französisch, Wirtschaftslehrer Neervoort aus den Niederlanden bedankte sich auf Englisch,
der gerechtfertigte Applaus erfolgte international. Alle waren traurig, sich nach 5 ereignisreichen Tagen voneinander verabschieden zu müssen. Für einige wird es aber ein Wiedersehen geben, denn die nächsten Begegnungen von Babel Tours sind schon geplant: Im März geht’s zum Eisschwimmen nach Finnland, im Oktober kommt Europa in den Ruhrpott zum Currywurst essen.
Ach übrigens: Natürlich gab es auch Freizeit. Doch diese nutzten unsere Oberhausener Eleven nicht ausschließlich fürs private Vergnügen. In einem Supermarkt erwiesen sie sich als rechtschaffene europäische Mitbürger, indem sie geschickt und konfliktfrei zwei Trickbetrüger am Ladendiebstahl hinderten.
Tim Meier/Georg Raskop
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