Die Klassen 10c und 10d fuhren im September nach Hastings in England. Sie erlebten zwar keinen Kulturschock, aber doch einige Überraschungen. Machen Sie sich selbst ein Bild…
To travel is to discover that everyone is wrong about other countries. – Aldous Huxley
Wenn man als Englisch- und Klassenlehrer England als Reiseziel für eine Klassenfahrt (zumal in Klasse 10) vorschlägt, dann bekommt man Einiges zu hören:
- Fish & Chips mit Essig ist eklig. Überhaupt gibt es dort nur schlechtes Essen.
- Schlösser und Burgen sind langweilig und in England leben nur alte Damen mit Federhut, die ihren Pudel spazieren führen.
- Dort gibt es nur schlechtes Wetter, von früh bis spät.
- Es gibt dort keinen Strand und man kann dort nicht anständig shoppen (außer in London).
So viel zur Propaganda. Nun die Fakten, verifiziert durch first hand experience vor Ort:
- Fish & Chips mit Essig kann man essen. Sie schmecken sogar richtig gut. Und wenn nicht, dann liegt das nicht am Essig.
- Die Supermärkte in England bieten ein überraschend breit gefächertes Sortiment ausgesprochen schmackhafter Lebensmittel. Auch frische Waren sind dabei.
- In Schlössern und Burgen spukt es zwar nicht (auch in England nicht), aber man kann in verfallenen Gemäuern prima herumlaufen und grandiose Selfies an und in den unmöglichsten Positionen machen.
- Das (zuweilen verkleidete) Burgpersonal weiß überraschend interessante Dinge über das Burgleben längst vergangener Jahrhunderte zu erzählen. Und man kann es sogar einigermaßen gut verstehen. Auch auf Englisch.
- Gartenanlagen und Schlosskapellen sind faszinierend, besonders wenn dort Kronen durch die Gegend schweben oder Grabstätten mit beeindruckenden Statuen der Verstorbenen zu finden sind.
- In England gibt es interessante Städtchen, alt zwar und mit entsprechenden Häusern, aber lebendig und zumeist gut erhalten. Und in diesen Häusern befinden sich moderne Geschäfte zum Stöbern und Shoppen.
- In den fünf Tagen in England gab es nur 2x Regen. Und dann war dieser auch schnell vorbei. Dafür gab es andererseits überraschend viel Sonne.
- In England gibt es Strände, die Schülerinnen Schüler auch im Herbst noch genießen können, und Meer, in dem Einheimische auch im Herbst noch baden.
- In England wachsen sogar Palmen.
- Die einzige alte Dame, mit der wir dort Kontakt hatten, erwies sich als ausgesprochen weltoffen, kenntnisreich und freundlich. Weder führte sie einen Pudel mit sich, noch trug sie einen Federhut – wohl aber eine Hose mit Leopardenfellmuster (zu sehen am unteren Bildrand).
- Der einzige Pudel, den wir dort sahen, hatte schrill violett gefärbtes Fell und gehörte zu einer jungen Frau.
Man kann ohne Risiko sagen, das England erfrischend anders ist. Anders als Deutschland, anders, als wir erwartet haben. England ist ein modernes Land, aber die Menschen dort leben mit und in ihrer Geschichte. Und doch sind sie nicht nur offen für, sondern geradezu versessen auf schrille Abweichungen vom Traditionellen. Wer daran zweifelt, der schaue sich die Farbe einiger Häuser dort an. Oder die Fellfarbe mancher Hunde.
Aber es ist diese Andersartigkeit, die das Land so attraktiv gemacht hat. Diese Erkenntnis gehört zweifellos zu den größten Erfolgen dieser Fahrt. Einzelne Teilnehmerinnen ziehen England nun sogar als Ziel für private Reisen in Erwägung. Wer hätte das gedacht? All dies sind Erfahrungen, die auf den ersten Blick naheliegendere Reiseziele nicht bieten. Schon alleine deshalb lohnt es sich auch in Zukunft, für Klassenfahrten über Reiseziele im Ausland nachzudenken. Denn:
If you never never go,
You will never never know.
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